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Wie die Löwen gekämpft

Science City Jena unterliegt Tabellenführer nur knapp

Der doppelte Wendt - im gestrigen Duell zwischen Tabellenführer Würzburg und Science City Jena standen sich die beiden Wendt-Zwillinge Ole (links) und Lars (rechts) erneut gegenüber.
Der doppelte Wendt - im gestrigen Duell zwischen Tabellenführer Würzburg und Science City Jena standen sich die beiden Wendt-Zwillinge Ole (links) und Lars (rechts) erneut gegenüber.
Foto: Tom Prager
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Die Überraschung nur um Haaresbreite verpasst und faktisch erst an der Schlusssirene beim Tabellenführer gescheitert kehrte Science City Jena am Samstagabend vom Gastspiel aus Unterfranken zurück.

Jena. Das Harmsen-Team unterlag vor 3.140 Zuschern beim ProA-Spitzenreiter in Würzburg trotz einer bärenstarken Leistung mit 91:87, konnte das Parkett in der Heimat von NBA-Superstar Dirk Nowitzki jedoch erhobenen Hauptes verlassen. In Summe mit der ebenfalls engen und umkämpften Hinrunden-Begegnung, einer 81:79-Niederlage an der Saale, unterstrichen die Jenaer Korbjäger ihr vorhandenes Potential, lieferten dem Favoriten einen erneut heißen Tanz bis zum Ende.

„Gegen Science City würden wir in den Playoffs nur sehr ungern spielen. Ihr solltet also besser auf dem 7. Platz landen, damit wir im Viertelfinale nicht gleich wieder aufeinandertreffen“, lautete der einhellige Tenor zahlreicher Franken, die nach den umkämpften 40 Minuten erst mal kräftig durchatmen konnten. Bis dahin hatten Jenas Korbjäger trotz der Niederlage wohl eine ihrer besten Saisonleistungen abgeliefert. Nun gilt es aus Sicht der Thüringer allen Frust und Wut über den knappen Ausgang mit nach Hamburg zu transportieren, wo Science City am kommenden Sonntag gastiert.

„Ich glaube wir haben die Zuschauern heute ganz gut unterhalten und dem Publikum ein sehr schönes Spiel geboten“, sagte Jenas Trainer Björn Harmsen auf der Pressekonferenz nach der Partie. „Die Jungs haben sich immer wieder an die Gastgeber herangekämpft und sich nie aufgegeben. Dougs Team hat uns am Ende stark verteidigt und mit dem Distanzwurf von Mallett einen enorm wichtigen Korb verwandeln können. Auf unserer Seite sind dann einige Schüsse wieder aus dem Korb herausgekommen. Ich hab der Mannschaft gesagt, dass sie eine sehr ordentlich Leistung abgeliefert hat und wir die vielen positiven Dinge aus diesem Duell mitnehmen müssen. Würzburg gehört ganz klar wieder in die BBL“, so Harmsen.

Während die Begegnung zunächst von Würzburgs Center-Routinier Darren Fenn dominiert wurde, der Leader der Würzburger offensiv vor allem aus der Distanz kaum zu stoppen war, kam Science City mit zunehmender Spielzeit immer besser ins Spiel. Julius Wolf konterte mit zwei Dreiern auf 11:13 (5.) bevor seine Mannschaftskollegen nachlegten. Nachdem Brady Morningstar zur Jenaer 22:16-Führung (7.) vorgelegen konnte hatte der Gastgeber-Coach Doug Spradley genug gesehen, Auszeit Würzburg. Bis zur ersten Viertelpause blieb jedoch Science City das Tempo vorgebende Team, ging mit einem verdienten 29:23-Vorsprung in die erste Pause.

Zu Beginn des zweiten Viertels folgte,  nicht unerwartet, die Aufholjagd des Tabellenführers. Nach einem Dreier von Würzburgs Ruben Spoden (12.,29:30) die Führung zurückerobernd, fanden die Thüringer kaum Lücken in der eng gestaffelten Verteidigung der Hausherren. Dennoch behielt das Harmsen-Team die Köpfe oben, kämpfte sich aus dem minutenlangen offensiven Tal nach einem 32:42-Rückstand (16., Mallett) zurück. Bis zur Halbzeit erholte sich die Angriffs-Maschine der Saalestädter, verkürzte trotz starker Foulbelastung kontinuierlich wieder Punkt um Punkt. Primär Jenas Topscorer Brady Morningstar und Jakis Gintvainis hatten ihre Kreuze auf dem Parkett gefunden, warfen und trafen Science City bis zum 54:47-Halbzeitstand wieder in Schlagdistanz.   

Nachdem der dritte Spielabschnitt ganz im Zeichen der Gastgeber stand, sich Würzburg zumeist mit einem am zweistelligen Bereich kratzenden Vorsprung durch das Viertel hangelte, blieben die Ostthüringer statistisch in Sichtweite. Mit einem 72:64-Vorsprung der Unterfranken in die finalen zehn Minuten startend, hatte Science City innerhalb einer Zeigerumdrehung auf 72:68 verkürzt. Jenas Riesen hatten ihren Rhythmus wiedergefunden um die Hausherren zunehmend stärker in Bedrängnis zu bringen. Unbeirrt steuerte das nun primär durch Mantas Virbalas offensiv getragene Team auf ein erneutes Herzschlag-Finale zu. Spätestens nach zwei Freiwürfen von Virbalas zum 79:76-Anschluss sowie Wayne Bernards Korbleger zum 79:78 (37.) war das Duell wieder offen.

In der folgenden Würzburger Angriffs-Sequenz folgte der wohl spielentscheidende Korb der Unterfranken, als Jermaine Mallett nur Bruchteile vor Ablauf der 24-Sekundenuhr aus der Distanz, ohne Blick zum Korb und mit der Hand eines Jenaer Verteidigers im Gesicht den Ball irgendwie zur Würzburger 82:78 unterbringen konnte. Jenas Akteure kämpften unabhängig von diesem Nackenschlag wie die Löwen, lieferten den Hausherren in der Restspielzeit einen offenen Schlagabtausch. Nachdem Virbalas an de Linie nochmals auf 82:81 verkürzen konnte, haderte Science City in den beiden verbleibenden Minuten mit dem nun fehlenden Wurfglück. Der Tabellenführer sicherte sich letztendlich von der Freiwurflinie zwei Zähler, die an diesem Abend auch ebenso mit im Bus nach Jena hätten sitzen können.

SCJ:  Morningstar 17, Wolf 16 (10 Reb.), Gintvainis 15, Henriquez 9, Virbalas 8, Hicks 8, Bernard 5, Reyes-Napoles 4, Wendt 3, Chones 2, Voigtmann 

Text: Tom Prager