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FCC vs. RWE 5:0

Jena demütigt Erfurt und holt Landespokal

Foto: Michael Baumgarten
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In einem denkwürdigen Endspiel im Thüringer Landespokal besiegte der FC Carl Zeiss Jena im heimischen Ernst-Abbe-Sportfeld den Drittligist Rot-Weiß Erfurt haushoch mit 5:0 (2:0).

 

Jena. Vor dem Anpfiff schüttete der Himmel alles Nass aus, was drin zu sein schien. Das kann ja heiter werden, dachten sicherlich viele Jena-Fans. Die Gastgeber gingen als unterklassiger Finalist nach der durchwachsenen Punktspielsaison nicht gerade als Favorit ins Spiel.

Aber mit Spielbeginn verzog sich der Regen und plötzlich schien die Sonne. Das färbte offensichtlich auf die Jenaer Spieler ab. Einer flotten Anfangsphase mit Chancen auf beiden Seiten folgte schon bald der Führungstreffer für die Hausherren. Sören Eismann fasste sich ein Herz, zog im Strafraum ab und sein abgefälschter Schuss zappelte im Netz.

Jena-Keeper Tino Berbig vereitelte gegen den frei vor ihm auftauchenden Simon Branstetter den Ausgleich (17.) bevor Andis Shala nach tollem FCC-Kombinationsspiel über mehrere Stationen (Schlosser, Shala, Bock, Giebel) das 2:0 erzielte (22.). Dementsprechend toll war auch die Stimmung im seit langer Zeit wieder mal ausverkauftem Ernst-Abbe-Sportfeld.

Dem favorisierten Landeshauptstadtclub fiel aber danach nicht sonderlich viel ein. Ein richtiges Aufbäumen, um das Spiel zu drehen, war nicht wirklich zu sehen. Zeitweise spielten sie sich minutenlang den Ball in der eigenen Hälfte zu. Natürlich lag das an der an diesem Tag starken Gegenwehr der bis in die Haarspitzen motivierten Jenaer. Ein paar wenige Chancen brachten kaum ernsthafte Gefahr. Jena seinerseits setzte immer wieder Nadelstiche nach vorn, die aber bis zur Pause (noch) erfolglos blieben. Mit dem Tor von Tom Geißler, der einen 17-Meter-Freistoß durch die Gästemauer zum 3:0 ins Netz hämmerte, war das Spiel schon kurz nach der Pause praktisch entschieden (53.).

Ein wahres Feuerwerk, was der FCC da auf dem Platz abfackelte. Bei den Gästen brannte es nur im Gästeblock, Böller und brennende Schals und Fahnen war unpassender Ausdruck der Enttäuschung über den Spielverlauf. In der Südkurve kam es nun auch zu ein paar Jagdszenen an der Schnittstelle zwischen beiden Fanblocks unter und hinter der Anzeigetafel.

 

Treffer Nummer Zwei: Andis Shala zum 4:0

 

Nach dem 4:0 durch Andis Shala (55.) gab es nun schon „Derbysieger“-Rufe von den Rängen – so früh wie seit Jahrzehnten nicht im Thüringenderby. Und „Oh, wie ist das schön, so was hat man lange nicht geseh`n, so schööön...“ - Das stimmt, die Heimelf war nicht wieder zu erkennen – in der gesamten Saison versteckte Qualitäten tauchten wieder auf. Der Pfostenschuss von Wiegel (66.) brachte höchsten die Null in Gefahr, aber das Spiel war da schon lange entschieden.

Beim 5:0 spazierte der eben eingewechselte Gramoz Kurtaj durch die löcherige Gästeabwehr und vollendete (71.) – unglaublich. Am Himmel war die Sonne mittlerweile wieder dunklen Regenwolken gewichen, das tat der tollen Stimmung unter den FCC-Fans aber an diesem Tag keinen Abbruch, frenetisch feierten sie in den Schlussminuten jeden Ballkontakt der eigenen Spieler. 

Am Tag vor dem Finale witzelte RWE-Trainer Kogler noch „Wir brauchen nur sieben Spiele, um bis nach Europa zu kommen.". Nun sangen die Jenaer Fans im weiten Rund schon Minuten vor dem Schlusspfiff: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ - naja, soweit ist es noch nicht, aber zumindest die erste DFB-Pokal-Runde erreichte der Regionalligist mit einer überzeugenden Leistung. Jena blieb in dieser Pokalsaison damit auch ohne Gegentor bei 22:0 Toren in fünf Spielen. So ein Tag, so wunderschön wie heute – hoffentlich das richtige Signal für die gesamte nächste, hoffentlich letzte, Saison in der Regionalliga!

Trainerstimmen:

Walter Kogler (RWE): „Vornweg möchte ich meinem Kollegen und seinem Team gratulieren zum Landespokalsieg 2014. Jena ist ein würdiger Sieger. Für uns ist es eine sehr sehr bittere Niederlage, auch weil sie sehr hoch ausgefallen ist. Uns ist heute nichts gelungen, dem Sieger sehr sehr viel, vielleicht sogar alles.“

 

 

Lothar Kurbjuweit (FCC): „Ich kann es nicht erklären. Es gibt offensichtlich im Fußball solche Tage, wo einer Mannschaft alles gelingt, dem Gegner etwas weniger. Wir hatten einen solchen Tag. Wir hatten ein volles Stadion, das war für die meisten meiner Spieler ein Novum. Die spannende Frage für mich war: Wie nehmen sie das an? Bekommen sie weiche Knie? Genau das Gegenteil ist eingetreten. Ich finde das fantastisch, wie die Jungs sich hier verkauft haben mit Unterstützung des Publikums. Lasst es uns genießen. Man kann so etwas nicht planen und ich kann es auch nicht erklären.“

 

 

FCC: Berbig - Giebel, Grösch, Gerlach, Schlosser – Eismann (81. Peßolat), Geißler – Milchraum (68. Kurtaj), T. Schmidt, Bock (63. Fries) - Shala

RWE: Klewin – Odak, Laurito, Kleineheismann, Czichos – Engelhardt, Drazan (57. Strangl) – Wiegel, Moehwald, Branstetter (78. Nietfeld) - Kammlott


Tore: 1:0 Eismann (13.), 2:0 Shala (22.), 3:0 Geißler (53.), 4:0 Shala (55.), 5:0 Kurtaj (71.)

Zuschauer: 10.000 (ausverkauft)

Schiedsrichter: Eugen Ostrin (Eisenach)



Text: Steffen Langbein
Fotos: Michael Baumgarten